So ihr Lieben, auch heute möchte ich wieder in bisschen aufräumen im Dschungel der Ernährungsmythen und Ernährungsthemen.
Vielleicht habt ihr es gemerkt, es ist mir ein Anliegen zu helfen – wenn man meine Hilfe will.
Und so war es auch vor fast einem Jahr, als eine junge Frau – ich ändere ihren Namen ab und nenne sie Anne – aus unserem Fitnessstudio mit mir sprach und ganz verzweifelt war. Sie mühte sich ab und trainierte hart, aß viel eiweißbetont, weil ja Low Carb „in“ ist, aber alles half nix, denn sie nahm nicht ab. Ich erkundigte mich dann ob sie irgendwelche körperlichen Leiden oder Krankheiten hatte. Sie sagte sie hat eine Schilddrüßenunterfunktion und Lip-/Lymphödem, sie geht aber zur Lymphdrainage und trägt Strümpfe. Ihr Arzt sagte lediglich sie solle Abnehmen, gefolgt von einem Flyer der über den Tisch geschoben wurden mit netten Bildern von Menschen mit Elefantitis drin.
Mhh dachte ich mir, von der Krankheit Lip-/Lymphödem hab ich noch nix gehört, befragen wir mal Onkel Googel, ich bin ja ein neugieriger Mensch.
Ich informierte mich also und erfuhr, dass es zwei Krankheiten sind.
Lipödem, ein Gendefekt bei dem der Körper fälschlicherweise vermehrt Körperfett im Gewebe speichert, also eine Fettstauung (Lip – Ödem). Die Krankheit verläuft symmetrisch im Körper, also z.B. Arme und Beide sind gleichermaßen betroffen. Die Fettzellen sind irgendwann ziemlich voll und prall und das führt zu einem Schmerz in den betroffenen Stellen.
Beim Lymphödem lassen die Venen im Körper das Eiweiß (auch Proteine genannt) durch die Gefäßwände durch, aber leider nicht mehr zurück. Das Eiweiß wird dann im Gewebe eingelagert. Und wie man das mit der Gelatine aus der Küche kennt, bindet Eiweiß viel Wasser. Und so ist auch beim Lymphödem, der Körper bindet im Gewebe Wasser und es kommt zu einem Flüssigkeitsstau (Lymph – Ödem). Die Krankheit kann unsymmetrisch verlaufen, das heißt, dass z.B. ein Bein wesentlich dicker sein kann als ein anders.
Wow, krasser Scheiß! Sorry für den Ausdruck. Aber ich finde das richtig schlimm. Vor allem dass die Ärzte nicht richtig aufklären was man tun kann bzw. was überhaupt im Körper passiert.
Meist sind leider Frauen betroffen, in seltenen Fällen auch Männer.
Und was kann man tun? Ich googelte weiter und fand einen Arzt der ausführlich über die Thematik berichtete und Hilfestellung gab. Ich kaufte mir Bücher, las mich ein, schaute Videos darüber und ging auf einen Fachvortrag in einem Krankhaus von einem Spezialisten für Phlebologie und Lymphologie.
Da der Körper beim Lipödem das Fett speichert ist es wichtig dieses zu minimieren. Das heißt, Fett verbrennt durch Ausdauersport und Muskelmasse. Also je mehr Muskelmasse, desto mehr stoffwechselaktives Gewebe und desto mehr bruzelt das Fett bei aktiver Betätigung.
Beim Lymphödem gehts um die Beseitigung vom Eiweiß. Der Körper muss sich darauf konzentrieren können die körpereigenen Eiweißreserven los zu werden. Das heißt, am Besten kein Eiweiß über die Nahrung zuführen – also genau das Gegenteil von Low Carb. Deswegen funktionierte das Abnehmen auch nicht bei Anne. Sie stellte ihre Ernährung drastisch um. Wir begannen mit einer speziellen Ernährungskur und die Kilos fingen an zu purzeln, ebenso die Umfänge. Nach der Kurz eine Ernährungsumstellung auf vegane Kohlenhydratereiche Kost und der Gewichtsverlust ging weiter. Ja sogar die Schmerzen wurden besser. Ihr glaubt nicht wie sehr ich mich gefreut habe als sie sagte ich hab ihr geholfen, es wird besser. Ich fands klasse!!
Aber Ernährung ist natürlich noch lange nicht alles. Die Lymphdrainage hilft das Wasser aus dem Gewebe zu lösen und es auszuschwemmen. War eine Lymphdrainage erfolgreich, muss man danach ziemlich schnell auf Toilette und Wasser lassen. Um den Effekt zu verlängern, unbedingt Kompressionsstrümpfe anziehen.
Was ähnlich wie eine Lymphdrainage wirkt, ist Schwimmen. Dabei wird Druck aufs Gewebe ausgeübt, was das Wasser ebenfalls aus dem Gewebe befördert. Aquajogging, Aquagymnastik oder dergleichen sind ebenfalls super. Weiterhin hilfreich ist es, die Muskeln aufzubauen und Ausdauersport auszuüben, bei beiden auf jeden Fall immer Kompressionsstrümpfe tragen.
Kurz darauf hatte ich weitere Kundinnen mit diesen Krankheiten und ich gab mein Wissen weiter in der Hoffnung weiterzuhelfen.
Ein Mitglied aus dem Frauenbund hier in meiner Heimatstadt hatte mich sogar um einen Fachvortrag zum Thema Lipödem und Lymphödem gebeten. Den hielt ich natürlich auch, ich wollte schließlich aufklären, denn die meisten Ärzte der Betroffenen empfehlen nur „Abnehmen“. Und das wie oder was das ist, fehlt. Finde ich echt sch…ade.
Mittlerweile hab ich sogar schon (zusammen mit einem Koch) einen speziellen Kochkurs für High Carb Ernährung bei Lipödem und Lymphödem an der VHS hier bei mir in Forchheim gehalten. Weitere sind in Planung und folgen ab November (früher gehts leider nicht weil mein kleiner Knirps dann auf die Welt kommt und der geht vor).
Wer Gleichgesinnte sucht, da gibts eine tolle lokal Facebook-Gruppe die ich nur empfehlen kann: https://www.facebook.com/groups/166338250853218/
Ich hab nun endlich diesen Beitrag geschrieben, damit ich auch hier aufklären kann, damit die Welt ein bisschen mehr über diese Krankheit erfährt und nicht nur auf Betroffene deutet und sagt „Die ist dick.“ oder „Die hat dicke Beine.“ Ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag vielleicht ein bisschen helfen kann und von jemandem Schmerzen oder Verzweiflung reduzieren kann.
Ich könnte noch viel weiter schreiben, aber der Beitrag soll nicht den üblichen Rahmen sprengen. Wenn Du Fragen, Anregungen oder auch eigene Erfahrungsberichte hast, freue ich mich über eine Nachricht von Dir an sibylle@foodsurvival.de.
Liebe Grüße und bis bald
Deine Sibylle